Artenhilfsmaßnahmen für Dohle und Weißstorch“ im Naturpark Barnim gefördert von Generali Deutschland

Bis zum 22. Februar 2024 sollte sich das im Jahr 2022 begonnene Artenhilfsprojekt für Dohlen und Weißstörche im NP Barnim hinziehen. Erst dann war auch die letzte Maßnahme endlich umgesetzt! Der Abtrag und die Erneuerung des Storchennestes in der Nähe des Marktplatzes der Naturparkstadt Biesenthal!

Diese Aufgabe gestaltete sich von Anfang an sehr schwer. Mehrere Firmen scheiterten vor Ort mit ihrer Technik - zu hoch der Turm mit dem Nest, zu weit die zu übersteigenden, vorgelagerten Schleppdächer der engen Bebauung rund um den Turm, zu eng die Hofinnenräume, zu gering für die notwendige Lastenaufnahme die verbleibende Standfestigkeit der Hubsteiger/Hebebühnen. Während der Suche nach geeigneten Firmen gab es für Volker Keuchel, Projektbetreuer aus der Naturparkverwaltung, wieder viel über Menschen zu lernen. Freundlichkeit, Geduld und Hilfsbereitschaft wie zum Beispiel von den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Biesenthal, Familie Schmidt aus der Grünstraße - die nicht nur Zugang gewährten, sondern auch aktiv mit Martin, Jacob und Freund Daniel halfen oder auch die Mitarbeiter und der Chef der Firma MGP-Gerüstmontage & Service GmbH Marco Genz aus Bernau, die tatkräftig mit zu packten. Interesse und Freundlichkeit gab es auch von den Biesenthaler Anwohnerinnen und Anwohnern in der Nachbarschaft, die alle „ihre Störche“ lieben! Nicht zu vergessen Gerhard Meyer, der Niederbarnimer Weißstorchbetreuer, der mit der neuen Nistunterlage – einem geflochtenen Weidenkorb von 1,20 m Durchmesser – zum Gelingen des Unternehmens beitrug.

Die wesentlichsten Bausteine zur Umsetzung des Projekts wurden über den Verband Deutscher Naturparke e.V., der Artenschutzprojektgelder über die Generali-Versicherung eingeworben hatte und davon 2.169,64 € für das Storchenprojekt in der Naturparkstadt Biesenthal bereitstellte und den Förderverein Naturpark Barnim e.V. der unbürokratisch einsprang und den zweiten Teil der Projektkosten in Höhe von 1.490,80 € übernahm, gestemmt.  Hier machte sich die jahrelange, sehr gute Zusammenarbeit mit den Hoffnungsthaler Anstalten und deren Bio-Molkerei im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt. Der Förderverein erhält genau für diesen Zweck – den Arten- und Naturschutz im Naturpark Barnim zu unterstützen – drei Cent pro verkauften Naturjogurtbecher.

Aber der Reihe nach! Nach langer, vergeblicher Suche nach einer machbaren Lösung, um das Nest sicher zu erreichen, wurde seitens des Projektverantwortlichen die eigentliche Methode eine/n Hubsteiger/Hebebühne/Leiter zu benutzen, doch noch einmal auf „Einrüstung“ geändert. Über eine Ausschreibungsplattform kam dann schnell der Kontakt zu Herrn Genz von der Firma MGP-Gerüstmontage & Service GmbH aus Bernau zu Stande. Nach zwei Vor-Ort-Terminen, Abstimmung mit den Anwohnern wurde am Montag, dem 19. Februar mit dem Aufbau der Rüstung begonnen. Nach abschließenden Arbeiten am Dienstagmorgen und einem herzhaften 2. Frühstück mit Schmalzstulle und Bockwurst, dankenswerter Weise von den Hausherren, Familie Schmidt gesponsert, ging es dann mit vereinten Kräften zur Sache! Zuerst wurden Big Bags so zwischen Rüstung und Nest platziert, dass das nicht ganz so schwere Grobreisig dort hineinkam. Wenn die Bags gefüllt waren, wurden sie über einen Flaschenzug nach Unten gelassen. Nach diesem Arbeitsschritt wurde, erst mit einem Maurerhammer und später mit einer Kartoffelhacke, das hochverdichtete organische Material des Nestes vom Nesttorso ab- und rausgehackt und in 20 Liter Maurereimer gefüllt. 63 dieser zwischen acht und zehn Kilogramm schweren Eimer wurden dann über zwei Etagen abgeseilt und auf dem Anhänger entleert.

Was wurde sonst noch im Nest gefunden? Bindegarnschnüre – etwas was die alten Störche immer gern ins Nest eintragen und wo sich immer wieder Jungvögel verheddern und grausam sterben. Zuviel liegt davon in der Landschaft herum. Dann fanden sich immer wieder weiße Porzellanscherben – warum die Störche diese eintragen, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Reste von alten Zeitungen oder Papierstücken wie 1996 gefunden, waren dieses Mal nicht dabei. Und natürlich nicht zu vergessen - es gab auch eine Vielzahl von sechs- und achtbeinigen Mitbewohnern im Nest! Im neuen Nest könnte das Fehlen der vielen kleinen Krabbler den Jungvögeln sehr zugute kommen!

Das vom Projektbetreuer herausgegebene Motto: „20:00 Uhr sind wir fertig!“ wurde mehr als gehalten! Gegen 17:30 Uhr rollte der mit mehr als einer halben Tonne Nestmaterial beladene Anhänger vom Hof. Nach dem Reinigen der Rüstung und der betretbaren angrenzenden Dächer kam dann am Mittwoch die neue Nestunterlage auf das 1996 solide auf dem Turm verankerte Meliorationsrad. Anschließend wurden noch grüne Grassoden im Korb verteilt um es den rückkehrenden Störchen so heimelig wie möglich zu machen. Eine Praxis, die sich gut bewährt hat. Denn was der interessierte Beobachter vom Boden aus nicht sieht – Storchennester sind von oben betrachtet immer grün.  

Nach 28 Jahren/Brutjahren hatte das Nest eine Höhe von ca. 75 Zentimeter, ein Durchmesser von ca. 1,50 Meter und ein Volumen von ungefähr 1,2 Kubikmetern. Das geschätzte Gewicht belief sich auf ca. 600 Kilogramm.

Und zu guter Letzt: Weil jeden Tag die Rückkehr der Störche erwartet wurde und Beunruhigung am Nest unbedingt vermieden werden sollte, schafften Gerüstbaumeister Genz und seine Mitarbeiter es die komplette Rüstung am Donnerstag dem 22. Februar 2024 abzubauen.

Die Naturparkverwaltung bedankt sich im Namen unserer Biesenthaler Störche herzlich bei allen Sponsoren und Helfern! Möge 2024 ein erfolgreiches Brutjahr sein!

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  • Naturpark Barnim

Meldung vom 12.03.2024