Lebensräume

Wälder und Forste

Über die Hälfte des Naturparks ist bewaldet, vor allem die Talsandterrassen des Eberswalder Urstromtals und die großen Sanderflächen im mittleren und südlichen Teil.  70 % der bewaldeten Fläche ist mit Kiefern bewachsen.

Naturnahe Buchen-, Eichen- und Laubmischwälder  kommen in der Barnimer Heide, im Kreuzbruch und in den Forstämtern Lanke, Buch, Blankenfelde und Tegel Nord vor. Erlenbruchwälder sind auf den hydromorphen Böden der Schmelzwasserrinnen und Niederungen zu finden. Besonders hervorzuheben sind die Moorwälder nährstoffarmer Standorte, die in Restbeständen im Rabenluch, Biesenthaler Becken, am Lubowsee und im Briesefließ vorkommen sowie die Auwaldrelikte im Kreuzbruch.

Seen, Sölle und Fließe

Charakteristisch für den Naturpark sind  seine Seen, Sölle und Fließe, deren Entstehungsgeschichte teilweise sehr unterschiedlich ist. Eines haben sie alle gemeinsam: Ihre Existenz verdanken sie der letzten Kaltzeit.

Die Fließe verlaufen größtenteils in den Schmelzwasserabflussrinnen, begleitet von Rinnen- und Toteisseen.

Im Norden und Osten des Naturparks durchschneiden die Täler von Nonnenfließ und Schwärze, das Pregnitzfließ sowie die Rinnensysteme des Liepnitzsees, der Krummen Lanke und das Finowtal die Barnimplatte und entwässern in die Oder.  Der Westbarnim wird von dem Schmelzwasserrinnensystem Wandlitzsee – Rahmersee – Briesetal und vom Tegeler Fließtal in Richtung Havel entwässert.

Im Wandlitzer See und Liepnitzsee wird die als Delikatesse geschätzte Kleine Maräne gefischt. Tabu für Feinschmecker sind dagegen Bachneunauge, Westgroppe, Steinbeißer und andere geschützte Arten wie die Kleine Flussmuschel, die in naturnahen Fließgewässern leben. Ornithologisch Interessierte können dort Eisvogel, Gebirgsstelze und – als Wintergast – die Wasseramsel beobachten. Beobachtungsglück braucht man auch für Fischotter und Elbe-Biber.

Die durch Toteisablagerungen der  letzten Eiszeit  entstandenen Kleingewässer, Sölle genannt, sind Lebensraum für das Wappentier des Naturparks, die Rotbauchunke. Die vom Aussterben bedrohte Unkenart in ihrem gefährdeten Lebensraum steht stellvertretend für andere Amphibien wie Kammmolch, Knoblauchkröte und Moorfrosch, die im Naturpark ebenfalls vorkommen.

Moore

Zurückzuführen auf die letzte Eiszeit ist auch die Entstehung der Moore im Naturpark.

Allein das Biesenthaler Becken, ein ehemaliges Gletscherzungenbecken, ist Eldorado der Geologen: Hier wurden auf engstem Raum Durchströmungs-, Verlandungs-, Versumpfungs und Hangquellmoore  mit bis zu 18 Meter mächtigen Torfschichten erbohrt. Eine Besonderheit sind die basischen Niedermoorbildungen auf Wiesenkalken und Kalkmudden, die brandenburgweit nur noch in Relikten vorhanden sind.

Auch in den Schmelzwasserrinnen, der Havelniederung und im Bereich verlandeter Toteis-Seen bildeten sich flächig Moore aus.

Grundwasserabsenkungen durch Entwässerung und Gewässerausbau führten großflächig im Naturpark zu einer Degradierung der Moorböden und ihrer Funktion.

Kalktuffquellen

Eine Seltenheit im norddeutschen Tiefland sind die "wachsenden Steine" am Tegeler Fließ. Das in Berlin liegende Gebiet besitzt seit 1929 als "Kalktuffgelände am Tegeler Fließ" Naturschutzstatus. Durch Kalziumkarbonat -Ausfällung aus stark kalkhaltigem Quellwasser entsteht nach Absterben der Pflanzen poröses Gestein, das an Korallenstöcke erinnert.

Binnendünen und Heide

Bevor sich nach Ende der letzten Kaltzeit eine schützende Vegetationsdecke bilden konnte, wurde der frei liegende Sand zu Dünen aufgeweht. So entstanden die typischen Binnendünengebiete; wie im Randbereich des Eberswalder Urstromtals zwischen Melchow und Biesenthal (Melchower Schweiz) und auf den Sandern im Süden des Naturparks (Schönower Heide). Die heutige Heidelandschaft in der Schönower Heide entstand durch einen Truppenübungsplatz. Wo früher Panzer rollten, befindet sich jetzt ein über 500 Hektar großes Naturschutzgebiet. Die Heide wird u. a. durch Wildtierbeweidung von aufkommenden Gehölzen freigehalten, um Besuchern den lila Ausblick und bedrohten Arten den selten gewordenen Lebensraum der Sandtrockenrasen und –heiden zu erhalten. Rund 1/3 des Brutbestandes von Wiedehopf und Ziegenmelker in Deutschland kommt zum Beispiel auf ehemaligen Brandenburger Truppenübungsplätzen vor.

Rieselfelder

Die Sanderflächen im Brandenburger Umland boten alle Voraussetzungen für die von der Stadt Berlin geplante Rieselfeldwirtschaft, mit der zwei bekannte Namen verbunden sind: Virchow und Hobrecht. Ab 1871 kam das Konzept des Baustadtrates James Hobrecht zur Ausführung: die Abwässer wurden in geschlossenen Kanälen gesammelt, an die Stadtperipherie gepumpt, dort vorgeklärt und verrieselt. Damit verfügte Berlin über die modernste Abwasserentsorgung in Europa. 

Die Sandböden am Rande der Barnimhochfläche wirkten lange Zeit als Filter für die Abwasserinhaltsstoffe. Steigende Abwasserbelastung führten jedoch im Laufe der Zeit zu einer Überstrapazierung dieses natürlichen Filtersystems. Mit dem Bau der Kläranlage Nord (Schönerlinde) wurde 1985 der Rieselbetrieb endgültig eingestellt. Zwischen 1985 und 1987 wurden im Norden Berlins rund 1.370 Hektar Riesellandschaft aufgeforstet. Die anschließende Teilsanierung der belasteten Böden, Wiederbewässerungsmaßnahmen, die Beweidung der Flächen mit Robustrindern und Konik-Wildpferden sowie das Angebot touristischer Infrastruktur zielen darauf ab, eine halboffene Erholungslandschaft zu entwickeln.