Naturparkprojekt 2023

Beitrag der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE)

Vielfalt findet Stadt – Gemeinsam Natur wagen
Von Mai 2019 bis Dezember 2023 wird das Projekt „Vielfalt findet Stadt – gemeinsam Natur wagen“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert. Projektdurchführende Institution ist die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, die bei der Projektumsetzung eng mit der Stiftung WaldWelten kooperiert.
Im Projekt werden Menschen angesprochen, die bisher kaum Berührung mit den Themen Naturschutz und biologische Vielfalt hatten. Hierfür werden zielgruppenspezifische pädagogische Konzepte für die Naturschutzbildung entwickelt, modellhaft umgesetzt und am Ende als Lehrmaterialien bereitgestellt. Ziel ist es, das Verantwortungsgefühl der Teilnehmenden für die Natur durch Wissensvermittlung und aktive Beteiligung zu wecken, ihnen Möglichkeiten des Engagements aufzuzeigen und so ihre Teilhabe am Naturschutz zu steigern. Die Zielgruppen sind Kinder aus dem Vorschulbereich, Kinder in der Grund- oder Förderschule und Erwach-sene, die sich in Arbeitsförderungsmaßnahmen befinden bzw. ohne Arbeit sind.
Das Projekt wird in der Stadt Eberswalde durchgeführt, die seit der Wende einen enormen Strukturwandel durchlebt hat. Seit 2014 steigt die Bevölkerungszahl in Eberswalde wieder an, aber auch 2019 lag die Arbeitslosenquote im Bezirk der Arbeitsagentur Eberswalde noch über dem Bundesdurchschnitt. Gleichzeitig weist Eberswalde eine lange forstwissenschaftliche Geschichte auf und verfügt über einen der ältesten forstbotanischen Gärten Europas. Zudem bildet die Lage der Stadt inmitten weitläufiger Waldgebiete viele Möglichkeiten für Naturerfahrungen.
Im Projekt werden auf drei Zielgruppen zugeschnittene Umweltbildungsprogramme entwickelt, die jeweils über ein Schuljahr hinweg mit mehreren Gruppen durchgeführt werden. Die zeitliche Struktur ist dabei je nach Gruppe unterschiedlich und reicht von wöchentlichen Treffen bis zu regelmäßigen Unterrichtseinheiten oder Projektwochen bzw. Blocktagen. Ziel der Umweltbildungsprogramme ist, dass die Teilnehmenden die Natur erleben, Wissen über die biologische Vielfalt vermittelt bekommen und für Herausforderungen im Naturschutz sensibilisiert werden. Zudem entwickeln sie gemeinsam Praxisideen zum Erleben und Schutz der biologischen Vielfalt: So werden beispielsweise Blühwiesen angelegt, Sträucher und Gehölze gepflanzt oder auch Niststrukturen gebaut. Aktiv werden sie auf dem eigenen Kita- oder Schulgelände, auf Flächen der Stadt Eberswalde oder der örtlichen Wohnungsbaugesellschaft.
Seit Projektbeginn konnten zwei Kitas, 4 Schulen, das Amt für Beschäftigungsförderung und Freiwilligendienste der Stadt Eberswalde und die Kirchengemeinde Finow als Partner gewonnen werden, sodass seit dem Schuljahr 2019/2020 ca. 180 Kitakinder, 200 Schulkinder sowie 30 Erwachsene an dem Projekt teilnahmen.
Die Arbeit mit den Zielgruppen ist neben der Naturschutzbildung in weiten Teilen stark von der Sozialarbeit geprägt. Auch wurde ein Großteil der bisherigen Aktivitäten sehr von den Beschränkungen der Corona-Pandemie beeinflusst, sodass in 4 Projektjahren insgesamt zwei Umweltbildungsprogramme in der geplanten Regelmäßigkeit und Dauer umgesetzt werden konnten.
Ende dieses Jahres endet die Projektlaufzeit. Bis dahin möchte die Projektgruppe noch so viele heimische Kraut- und Staudenpflanzen wie möglich in der Stadt verpflanzen. Außerdem versucht die Projektgruppe aktuell, ihre Umweltbildungsveranstaltungen in den örtlichen Schulen und Kitas zu verstetigen. Auch in Zukunft sollen alle Kinder mit der Natur in Kontakt kommen und die Vielfalt der Tiere und Pflanzen kennenlernen dürfen.

Beitrag von Franziska Weiß

Moorschnucken im Briesetal
Seit September 2021 bewohnen acht Mutterschafe der Rasse Weiße Hornlose Heidschnucke (auch Moorschnucke genannt) die Wiesen rund um das ehemalige Forsthaus im Briesetal. Züchterin Franziska Weiß hat sich ganz bewusst für diese kleine Landschafrasse entschieden: Die Moorschnucken leisten aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften einen nachhaltigen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt auf den umliegenden Wiesen und tragen auf schonende Weise dazu bei, die Moorlandschaften entlang der Briese offen zu halten.
Die weiße hornlose Heidschnucke – auch Moorschnucke genannt – zählt zu den kleinsten Landschaftrassen und ist aufgrund des feinen Körperbaus und geringen Gewichts exzellent an den Lebensraum in Wiesen, Sümpfen, Feucht- und Moorgebieten angepasst. Die Rasse ist optisch durch ihre Hornlosigkeit, sowohl bei den Muttertieren als auch bei den Böcken, als auch durch das grobe und wenig krause Oberhaar gekennzeichnet.


Bereits seit dem 14. Jahrhundert war die Moorschnucke eines der wichtigsten Nutztiere in den Hochmoorgebieten und Magerwiesen zwischen Bremen & Osnabrück. Noch vor knapp 100 Jahren machten Moorschnucken ca. 94% der Schafpopulation in Niedersachsens Moorgebieten aus. Mit der Verdrängung der alten Landschafrassen durch zunehmend durchgezüchtete Fleischschafrassen und weil die Moorbeweidung für die Schäfer zunehmend unrentabler wurde, begann der Bestand der Moorschnucken rapide zu schrumpfen. Laut der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) sind Moorschnucken der Gefährdungsstufe III der Roten Liste zugeordnet: Rund 3.000 Tiere leben aktuell noch in Deutschland. Im Januar 2022 wurde die Moorschnucke vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zur „Art des Monats“ auserkoren. Im Schafzuchtverein Berlin-Brandenburg gibt es bisher noch keine Moorschnucken-Herdbuchzucht, aber mind. drei engagierte Halterinnen dieser Rasse. Franziska Weiß, die in dritter Generation im Alten Forsthaus Wensickendorf lebt, möchte einen Beitrag zum Erhalt der Moorschnuckenpopulation leisten: so wurden die acht Muttertiere bereits auf der diesjährigen Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung in Paaren/Glien vom zuständigen Zuchtwart auf Rassestandards geprüft und in das Herdvorbuch aufgenommen. In den kommenden Jahren soll dann gemäß den Herdbuchvorgaben gezüchtet werden.


Das Briesetal ist ein beliebtes Naherholungsgebiet der Berliner und Oberhaveler, welches durch den Verlauf des kleinen Baches – die Briese – geprägt ist. Die Böden sind an der Bachniederung rund um das Alte Forsthaus vermoort und durch zunehmend starken Erlenbewuchs geprägt. Die noch offenen Wiesen bieten mit Moorgräsern, Moosen und teils jungen Birken oder Erlen ideale Lebensbedingungen für die Moorschnucke. Der Verbiss von aufkommenden Birken und Erlen durch die Schafe bewirkt, dass andere gefährdete oder besondere Pflanzenarten wie z.B. die Sumpfdotterblume, das Knabenkraut, Fieberklee oder Sumpf-Baldrian nicht übermäßig beschattet werden und ausreichend Feuchtigkeit zur Verfügung haben. Die Mahd der Feuchtwiesen als Naturschutzmaßnahme oder zur Gewinnung von Heu auf diesen Flächen ist aufgrund des hohen Anteils an Rohfasern (z.B. Binsen, Schilf etc.) nicht attraktiv und wegen der feuchten Bodenbeschaffenheit sehr aufwendig. Die Pflege der Feuchtwiesen in dem Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiete) Nr. 428 entspricht auch dem Pflege- und Entwicklungsplan des Naturpark Barnim aus 2008. Durch die wachsende Biberpopulation in den letzten Jahren uferte der Brieselauf stark aus, besonders zwischen der Summter Chaussee und der Schlagbrücke. Eine maschinelle Pflege der Feuchtwiesen ist aufgrund der zunehmenden Vermoorung kaum noch möglich, sodass die Beweidung durch die Moorschnucken die einzige Alternative darstellt. Für die 45kg-schweren Muttertiere ist dies aufgrund der harten, festen Klauen und des zierlichen Körperbaus kein Problem. Sie unterstützen die Gründlandentwicklung und Erhaltung der Artvielfalt in diesen Biotopen auf ökologische Weise. Gern würde die Züchterin künftig ihren Bestand an Moorschnucken ausweiten, in Abhängigkeit vom Bedarf der zu beweidenden Flächen. Dazu sind noch Absprachen mit dem Revierförster und benachbarten Landwirten notwendig.


Beim Projekt „Moorschnucken im Briesetal“ handelt es sich also in jeglicher Hinsicht um einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Naturpark Barnims, mit einer sich langfristig entfaltenden Wirkung. Im Falle der Prämierung soll mit der projektgebundenen Förderung ein oder mehrere Hinweis- und Informationstafel erstellt und aufgestellt werden, die über Moorschnucken und deren Einsatz Auskunft geben. Somit könnte auch einem naturpädagogischen Gedanken Rechnung getragen werden, denn das Alte Forsthaus Wensickendorf ist ein beliebter Rastpunkt für große und kleine Wanderer aus Berlin oder näherer Umgebung.

Beitrag vom Verein "Naturparkbahnhof Melchow e. V."

Unser Verein wurde im Jahr 2000 gegründet. Im Jahr 2001 übernahmen wir das bereits lange leerstehende und marode historische Bahnhofsgebäude in Melchow samt seines verwahrlosten Umfelds in Pacht von der Gemeinde. Ziel war es, dass Gebäude zu retten, zu sanieren und zu einem attraktiven Ausgangspunkt für den naturverbundenen Tourismus im Nordosten des Naturparks zu entwickeln. Von Anfang an arbeiteten wir dabei eng mit der Verwaltung des Naturparks um Dr. Gärtner zusammen und wurden von ihm und ihr tatkräftig unterstützt.


Seit der Anfangszeit ist viel passiert. Unzählige ehrenamtliche Arbeitsstunden wurden geleistet, viel Geld aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Fördermitteln und Zuschüssen investiert und viele schöne Veranstaltungen organisiert. Das Ergebnis kann sich aus unser Sicht sehen lassen.


Inzwischen sind der Bahnhof und seine Außenanlagen zu einem einladenden Eingangstor für Melchow geworden. Eine in regionaltypischer Bauweise errichtete Fahrradabstellanlage und natursteingepflasterte Park & Ride Plätze stehen zur Verfügung. Eine unabhängig von Öffnungszeiten sichtbare Dauerausstellung und ein „Dünenspielplatz“ informieren über Besonderheiten der Natur vor Ort. Jüngste Errungenschaft ist ein gut angenommener Büchertauschschrank, der an das historische Gebäude angepasst wurde.


Unser Verein organisiert Ausstellungen und Veranstaltungen wie das Weihnachtsbaumschlagen, Drachenfest und Pflanzentauschbörsen, die inzwischen zur Tradition geworden sind. Wanderun-gen und Exkursionen starten am Naturparkbahnhof. Die Aktiven des Vereins kümmern sich liebevoll um die Pflege der Grünanlagen und des Gebäudes und beseitigen immer wieder Spuren von Vandalismus. Über die Sommersaison ist der Bahnhof an Sonntagen oft geöffnet. Gäste können sich dann über touristische Ziele, Naturschönheiten und den Verein informieren und bekommen auch einen Kaffee.


Daten, Infos und Meilensteine zum Projekt
Sanierung des Gebäudes / Baumaßnahmen
1. Bauphase 2001 Sicherung des Gebäudes (neuer Dachstuhl + Dacheindeckung,
Holzschutz), Wiederherstellung ursprünglicher Fenster- und
Türöffnungen, Ausbesserung Ziegelmauerwerk, Abriss Holzanbau
Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes
2. 2003-2008 Sanierung und Modernisierung des Gebäudes
(Entkernen, Elektroinstallation, Heizung, Innendämmung, Lehmputz, Holzfußboden, Innentüren, Einbau Miniküche und Toilette, Abwassergrube)
3. 2009-2012 Errichtung Fahrradabstellanlage und P&R-Parkplätze mittels Förderantrag der Gemeinde
Einrichtung Dauerausstellung und Dünenspielplatz im Rahmen Naturparkprojekt


Veranstaltungen
2001: Naturparkfest
2005: Bahnhofsfest - 100 Jahre Haltepunkt & 5 Jahre Verein
2013: feierliche Einweihung Ausstellungsexponate & Dünenspielplatz
2017: Ausstellung und Fest zu 175 Jahre Berlin-Stettiner Eisenbahn
2021: Ausstellungseröffnung Naturnahe Gartengestaltung
2000: 1. Fledermausnacht, bisher 6x
seit 2001: geführte Wanderungen, Exkursionen, Radtouren, Vorträge
ab 2002: Adventsmarkt & Weihnachtsbaumschlagen immer am 3. Advent
ab 2004: Drachenfest mit Drachenbasteln im Oktober
ab 2016: Pflanzenbörse und Trödelmarkt, jährlich Frühjahr und/oder Herbst
ab 2023: regelmäßiger Handarbeitskreis – Pflege alter Techniken

Vereinsleben
- derzeit ca. 30 Mitglieder
- regelmäßige Treffs und Austausch, Vereinsausflüge
- mind. 3 Arbeitseinsätze jährlich

Beitrag des Vereins "Jagdverband Bernau e. V."

Projekt „Barnimer Lernort Natur-Mobil".
Die Initiative „Lernort Natur" ist ein bundesweites Natur- und Umweltbildungsprojekt des Deutschen Jagdverbandes (DJV) unter dem Dach der Akademie für Wild, Jagd und Natur. Sie wurde mehrfach von der UNESCO im Rahmen von Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet und ist eine anerkannte naturpädagogische Maßnahme. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder, Jugendliche und Naturinteressierte für Natur und Umwelt zu begeistern. Die Themen Nachhaltigkeit und Biologische Vielfalt stehen bei Lernort Natur ebenfalls im Vordergrund.


Zu einem der wichtigsten Instrumentarien gehören die Mobile oder Rollenden Naturschulen. Sie haben sich mittlerweile zu einem sehr eigenständigen Instrument der Öffentlichkeitsarbeit entwickelt. Ihre Ausstattung ermöglicht einen vielfältigen Unterricht, auch dort, wo die Natur etwas weiter entfernt ist. Die wichtigste Zielgruppe sind die Grundschulen und Kindertagesstätten und spezielle Angebote richten sich auch an Menschen mit Behinderungen. Daher ist bei uns im Jagdverband Bernau e.V. vor einigen Jahren der Wunsch gereift, eine „Rollende Naturschule" anzuschaffen, um Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Barnim Wissen über die heimische Flora und Fauna zu vermitteln und den Lebensraum Natur wieder näherzubringen. Am 21. August 2019 war es dann so weit und wir konnten gemeinsam mit unseren Eberswalder Freunden ein „Lernort Natur-Mobil" übernehmen. Unsere „Rollende Naturschule" ist ausgestattet mit allen Möglichkeiten, Fauna und Flora unserer Gegend durch erlebnisorientiertes Lernen sowie Experimentieren und Anfassen zu erleben.

Seitdem ist das Barnimer „Lernort Natur-Mobil" regelmäßig in Grundschulen, Kindertagesstätten, bei Festen und diversen Veranstaltungen im Einsatz, insbesondere auf Grund der unermüdlichen Arbeit unserer Jägerschaft Wandlitz/Klosterfelde auch innerhalb des Naturparks Barnim.

In diesem Jahr war/ist unter anderen unser Mobil auf folgenden Veranstaltungen im Naturpark wieder zugegen:
• 21.05.2023 Museumsfest am Barnim Panorama in Wandlitz
• 16.-18.06.2023 120 Jahre Freiwillige Feuerwehr Klosterfelde
• 24.09.2023 10 Jahre Barnim Panorama und Großes Erntefest in Wandlitz