Naturparkprojekt 2024
Beitrag der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal/Ökologie& Nachhaltigkeit
Bewerbung für das Naturparkprojekt des Jahres 2024
Mit dem Erhalt unserer Streuobstwiesen als Hotspots der Biodiversität, Habitate strukturgebundener Fledermausarten und inklusives Bildungsangebot für Nachhaltige Entwicklung bewerben wir uns für das Naturparkprojekt 2024.
Die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal bietet seit 1905 Menschen in besonders herausfordernden Lebenssituationen Raum zum Leben. Unter dem Motto „… wir bieten Lebensräume auf unseren Streuobstwiesen“ haben wir diese mit Blick auf eine Schöpfungsgemeinschaft in unsere zentrale Handlungsstrategie einbezogen. Unser Hilfehandeln gilt aller Kreatur und steht in der wechselseitigen Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, Stabsstelle Ökologie&Nachhaltigkeit OT Lobetal, Bodelschwinghstraße 27, 16321 Bernau bei Berlin Stabsstelle Ökologie & Nachhaltigkeit Beatrix Waldmann Stabsstellenleitung Bodelschwinghstraße 27 16321 Bernau OT Lobetal Telefon 03338 66-650 E-Mail: b.waldmann@lobetal.de www.lobetal.de
Abhängigkeit von Mensch, Mitmensch und Mitwelt. Mit dem Unternehmensziel der förderlichen Gestaltung unserer Schöpfungsgemeinschaft, die Mensch und Natur einschließt, wollen wir einen Beitrag für das Gemeinwohl unserer Gesellschaft leisten. Der Schutz von Biodiversität ist für uns ein Dienst am Nächsten, weil er dem Schutz und Erhalt unseres Lebensraums gilt und ein gutes Leben für alle gewährt.
In Kooperation mit dem Förderverein des Naturparks Barnim stellt die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal drei selten gewordene und in Brandenburg geschützte Kleinode alter Streuobstwiesen für das Förderprojekt „Ökologische Korridore in der Landwirtschaft“ zur Verfügung. Den Erhalt und Schutz der Wiesen fördern das Land Brandenburg, die Europäische Union und die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg. Für die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal besteht eine Zweckbindungsfrist von 25 Jahren.
An den Standorten Lobetal, Blütenberg und auf dem Müllerberg in der Stadt Eberswalde sind drei ca. 100 Jahre alte Streuobstwiesen angelegt, die noch zu Teilen erhalten und ein Kulturgut in der Stiftung sind. In der Vergangenheit wurde das geerntete Obst in den Küchen der Wohneinrichtungen verarbeitet und ernährte die dort lebenden Menschen. Besonders in den 1920er bis 1960er Jahren waren das Haltbarmachen und die Verwendung essentiell. Früchte aus dem Lobetaler Obstbau wurden auch in Berlin verkauft, um mit den Einnahmen andere Lebensmittel zu erwerben.
Angrenzend an Waldgebiete und Heckenbereiche bieten die Streuobstwiesen vielen Fledermausarten (z.B. Kleine Bartfledermaus, Graues Mausohr), seltenen Vogelarten (z.B. Neuntöter, Wiedehopf), dem bedrohten Siebenschläfer und vielen Insektenarten im Altholz der Bäume sowie auf den nur zweimal jährlich gemähten Wiesen Lebensraum und Nahrung. Die größte Streuobstwiesenfläche befindet sich in Lobetal, im Naturpark Barnim.
Standort 1: Lobetal - Neupflanzung von 21 Bäumen & Altbaumpflege 30 Bäume / 1,38 ha
Standort 2: Blütenberg - Altbaumpflege 24 Bäume / 0,89 ha
Standort 3: Eberswalde - Altbaumpflege 24 Bäume / 0,5 ha
Die fachgerechte Pflege der bestehenden Streuobstbestände erfolgt über Sicherung von Altbäumen durch Erhaltungsschnitt bis zum natürlichen Verfall, Biberschutz durch Einzelbaumsicherung, Nachpflanzung ausgefallener Bestände.
Ein Netzwerk von Baumfreundinnen und –freunden aus den Stiftungsbereichen Schule, Teilhabe, Jugend- und Suchthilfe bis hin zu Seniorinnen und Senioren haben sich bereit erklärt, die Streuobstwiesen zu betreuen. Sie kümmern sich arbeitsteilig um Apfelernte, Kelterung zu Most und zum guten Schluss den Genuss. Über Angebote unseres Inklusiven Bildungsinstituts wollen wir mit dem Projekt „Biodiversität verstehen und bewahren durch inklusive Naturführungen“ interessierten Menschen aus der Region und dem Stiftungsverbund Biodiversität zugänglich und erlebbar machen. Die Stiftung bündelt die vielfältigen Möglichkeiten und Wirkungen nachhaltigen Engagements und bringt alle beteiligten und interessierten Menschen unter einem gemeinsamen Ziel zusammen.
Der Förderverein des Naturparks Barnim will in der landwirtschaftlich geprägten Region der Barnimplatte und im Bereich des benachbarten Biesenthaler Beckens das Bewusstsein der Landnutzerinnen und -nutzer für Aspekte des Biotopverbundes erweitern. Auf Grundlage bekannter Fledermausvorkommen wird ein Managementbedarf der bestehenden und neu erschlossenen Habitate erarbeitet und zusammen mit den Landnutzenden und Projektbetrieben eine Strategie zu langfristigem Erhalt und Entwicklung dieser Flächen entwickelt.
Beitrag des Fördervereins "Schildipark Panketal" e. V.
BEWERBUNG für den Naturparkprojekt 2024
Im wunderschönen Landschaftsschutzgebiet Barnim liegt unsere knapp 7 ha umfassende Schildiparkanlage. Im Schildipark treffen sich Mensch, Natur, Tier- und Artenschutz in einer einzigartigen erholsamen und familienfreundlichen Umgebung.
Bei uns haben interessierte Besucher nicht nur das Erlebnis mit unseren Tieren auf Du und Du in Kontakt zu treten, sondern auf unseren Anlagen tummeln sich auch noch viele weitere tierische Bewohner. Mit etwas Glück können z. B.: Eidechsen, Ringelnattern, Vögel, Insekten usw. entdeckt werden.
Der Förderverein Schildipark Panketal e. V. war ursprünglich 2016 als Auffangstation für Schildkröten gegründet und entwickelte sich im Laufe der Zeit immer weiter.
Auf unserer Schildiparkanlage haben im Laufe der Zeit 7 Esel, 8 Alpaka, 6 Zwergziegen sowie 14 seltene Soay Schafe (werden von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Hausstierrassen auf der Roten Liste unter der Kategorie „Rassen aus anderen Ländern“ geführt) ein neues Zuhause gefunden. Unsere Tiere leben artgerecht und sind gleichzeitig als Landschaftspfleger bzw. auch als natürliche Landschaftsgestalter durch Beweidung des Areals tätig. Durch diese Haltungsform wird das ökologische Gleichgewicht in diesem Gebiet erhalten. Neben unserer Tierhaltung steht auch die Erhaltung von Lebensräumen u. a. für Amphibien, Reptilien, Vögel, Insekten usw. für uns im Vordergrund. So entstanden Lebensräume für Insekten, Vögel und andere tierische Bewohner durch Anlegen von Totholz- und Benjeshecken. Für Interessierte bieten wir als Aufklärungsarbeit Führungen und Wanderungen auch mit tierischer Begleitung (Esel, Alpaka) an, um eine Sensibilisierung der Besucher für die Natur und Umwelt zu erreichen sowie den Tier- und Artenschutz näher zu bringen. Dabei liegt es uns sehr am Herzen, besonders unsere heimische Flora und Fauna näher zu bringen (z. B.: Notwendigkeit des Insektenschutz u.v.m.) sowie Zusammenhänge von Tier, Natur, Umwelt und Mensch zu erklären.
Da sich unsere Tieranlagen neben Wanderwegen befinden, können Spaziergänger, die diese nutzen, sich nicht nur am Anblick unserer Tiere in natürlicher Umgebung erfreuen, sondern auch noch viel wissenswertes zur heimischen Flora und Fauna entdecken (z. B.: ein Insektenhotel, Fledermauskästen u.v.m.). Passend dazu wurden von uns Informationstafeln angebracht („Wer wohnt wo im Insektenhotel, Totholz-Lebensraum für Tiere, Lebenszyklus der Fledermäuse usw.). An den Wochenenden ist unsere Tieranlage immer sonntags sowie an Feiertagen für Interessierte kostenlos geöffnet. Dort haben unsere Besucher die Möglichkeit, unsere Tiere bei persönlichen Führungen durch unsere ehrenamtlichen Mitglieder kennenzulernen sowie viel Wissenswertes zur Rasse, Pflege und Haltung im Einklang mit der Natur zu erfahren sowie unseren Bienenwagen mit Ausstellung und Schaukasten zum Thema Honigbienen/Imkerei zu besuchen. Weitere Highlights auf unsere Anlage sind u. a. Informationen mit Ausstellungstieren zum Thema Elch, Rehe, Greifvögel und Fliegenpilze. So tragen wir mit unserer Aufklärungsarbeit zu einem besseren Verständnis für unsere Umwelt, die Natur sowie den Tierschutz bei. Des weiteren fördern wir durch die persönlichen Gespräche das Verständnis und die Kenntnisse über Tiere und Natur bei unseren Besuchern. Unter der Woche wird unsere Anlage von Kitas und Schulen als Bildungsangebot gern besucht. Bei den Führungen werden den Kindern kindgerecht u. a. Werte wie ein respektvoller Umgang mit dem Tier und der Natur vermittelt.
Ein weiterer Kernpunkt unseres sozialen Engagements sind regelmäßige Besuche des Ludwigpark Hospizes sowie die Teilnahme bei Veranstaltungen der Hoffnungstaler Werkstätten.
Als naturverbundener Verein wird bei uns Nachhaltigkeit großgeschrieben. So wird der benötigte Strom durch zwei Inselsolaranlagen bereitgestellt und wir verfügen über eine ökologische Trenntoilette.
Der Schildipark entwickelt sich immer weiter. Als nächstes weiteres Projekt ist ein Steinkauz-Wiederansiedlungs- bzw. Auswilderungsprogramm geplant. Der genaue Ablaufplan befindet sich zur Zeit zur Prüfung beim Landesamt für Umwelt. Wir möchten mit diesem Projekt noch 2024 starten und Steinkäuze im Bereich des Naturpark Barnim wieder ansiedeln. (Die fachliche Kompetenz ist vorhanden.) Sie sind herzlich eingeladen, sich unsere Schildipark Tieranlage sowie unsere Arbeit vor Ort bei einer persönlichen Führung anzuschauen.
Beitrag des Schönower-Heide-Verein e. V.
Bewerbung für das Naturparkprojekt 2024 “Die Schönower Heide wird zum Klassenzimmer - Eine erfolgreiche Kooperation des Schönower-Heide-Vereins e.V. mit der Grundschule Schönow”
Projektbeschreibung:
Die Kooperation zwischen dem Schönower-Heide-Verein e.V. und der Grundschule Schönow trägt den Titel "Natur macht Schule". Ziel dieses Projekts ist und war es, die Verbindung zwischen der Schule und der umliegenden Natur zu stärken und das Umweltbewusstsein der Schüler zu fördern. Die Grundschule Schönow, gelegen in einem Ortsteil von Bernau bei Berlin, ist nicht nur für ihre exzellente pädagogische Arbeit bekannt, sondern auch für ihre malerische Lage nahe der Schönower Heide. Diese Nähe schafft eine besondere Verbindung zwischen der Schule und der Natur. Die Schönower Heide, ein Naturschutz- und FFH-Gebiet, besticht durch ihre idyllische Landschaft und beeindruckende Biodiversität.
Projektziele:
1. Umweltbewusstsein stärken: Durch verschiedene Aktivitäten sollen die Schüler ein tieferes Verständnis für die Natur und ihre Bedeutung entwickeln.
2. Naturschutzprojekte umsetzen: Gemeinsam mit dem Schönower-Heide-Verein e.V. werden praktische Naturschutzmaßnahmen durchgeführt.
3. Verantwortung für den Lebensraum übernehmen: Die Schüler beteiligen sich an der Pflege des Wildgeheges und sammeln Futtermittel für die Tiere.
Projektaktivitäten:
1. Graffiti-Projekt an der Aussichtsplattform: Die Schüler gestalten die Plattform kreativ und vermitteln dabei Botschaften zum Naturschutz.
2. Frühjahrsputz in der Schönower Heide: Traditionell vor dem Osterfest reinigen die Schüler und ehrenamtliche Helfer das Gebiet und tragen zu dessen Schutz und Erhaltung bei.
3. Regelmäßige Entbuschungen: Gemeinsam mit dem Schönower-Heide-Verein e.V. werden Bereiche von Wildwuchs befreit, um die Artenvielfalt zu erhalten.
In Zusammenarbeit mit dem Schönower-Heide-Verein e.V. hat die Grundschule Schönow kreative Projekte, wie ein Graffiti-Projekt an der Aussichtsplattform aber auch Pflegeaktionen wie zum Beispiel regelmäßige Entbuschungen durchgeführt und die Schüler unterstützen jedes Jahr - eine Woche vor dem Osterfest - den traditionellen Frühjahrsputz des Schönower-Heide-Vereins e.V.. Diese Initiativen fördern das Umweltbewusstsein der Schüler und die Wertschätzung für diesen besonderen Lebensraum.
Die Schüler der Grundschule Schönow beteiligen sich nicht nur an Naturschutzprojekten, sondern tragen auch Verantwortung für die Tiere im Wildgehege. Jährlich sammeln sie Kastanien und Eicheln für die Winterfütterung der Wildtiere, unterstützt durch Sammelboxen, die der Schönower-Heide-Verein e.V. im Herbst bereitstellt. Letztes Jahr haben die Schüler fast eine Tonne dieser Waldfrüchte gesammelt. Das ist wirklich eine beeindruckende Leistung der Kinder. Nach Abschluss der Sammelaktion spendet der Schönower-Heide-Verein e.V. einen finanziellen Beitrag an den Förderverein der Schule, 0,20 Euro pro Kilogramm. Diese Aktivität trägt nicht nur dazu bei, dass die Wildtiere im Gehege bei Bedarf gefüttert werden können, sondern sie fördert auch das Verantwortungsbewusstsein und die Achtsamkeit der Schüler gegenüber den Bedürfnissen der lokalen Tierwelt.
Angesichts der Herausforderungen durch Vandalismus und Vermüllung, die leider auch von Jugendlichen in der beeindruckenden Landschaft des NSG Schönower Heide verursacht werden, bemüht sich der Schönower-Heide-Verein e.V., das Bewusstsein der Schüler zu schärfen. Der Verein hofft, dadurch die Wichtigkeit des Naturschutzgebietes und das Bewusstsein für die einzigartige Flora und Fauna vermitteln zu können.
Projektpartner:
- Schönower-Heide-Verein e.V.: Erfahrener Naturschutzakteur mit Expertise und starkem Netzwerk.
- Grundschule Schönow: Engagierte Schüler, die Schulleiterin und Lehrkräfte sowie der Förderverein der Schule die sich alle aktiv für den Naturschutz einsetzen.
Unser Verein, ein erfahrener Naturschutzakteur, bringt nicht nur Expertise ein, sondern auch eine starke Verbundenheit mit dem Schutzgebiet und ein weitreichendes Netzwerk, das enge Kontakte zu den Berliner Forsten, dem Naturpark Barnim und der Stadt Bernau bei Berlin umfasst.
Durch die ganzheitliche Zusammenarbeit entsteht, so hoffen wir, eine starke Allianz, die nicht nur das lokale Engagement fördert, sondern auch einen nachhaltigen Beitrag zum Schutz und zur Aufwertung der Schönower Heide leistet.
Sie unterstützt nicht nur das Umweltbewusstsein und den Naturschutz, sondern schafft auch eine tiefe Verbindung zwischen unserer Grundschule, dem Schönower-Heide-Verein e.V. und der einzigartigen Naturlandschaft, um das wertvolle Erbe für zukünftige Generationen zu bewahren.
Der Schönower Heide Verein e.V. ist überzeugt, dass das Programm "Natur macht Schule" nicht nur für Schülerinnen und Schüler, sondern auch für die gesamte Gemeinschaft von großem Nutzen ist.
Die intensive Kooperation zwischen Schule, Verein und Natur fördert eine dauerhafte Verbindung, von der jeder profitiert.
Beitrag der Naturparkstadt Biesenthal
Bewerbung - Naturparkprojekt 2024 “ Kommunalwald nachhaltiger bewirtschaften durch innovative Beteiligung - ein Naturparkprojekt aus Biesenthal”
Das Ausgangsproblem
Die Stadt Biesenthal besitzt mehr als 1.300 ha Waldflächen im kommunalen Eigentum. Wie in vielen Teilen Brandenburgs wird der Biesenthaler Stadtwald von der Kiefer als Hauptbaumart dominiert. Im Zusammenhang mit den Standortverhältnissen, die überwiegend durch arme Sandböden gebildet werden, besteht eine hohe Vulnerabilität gegenüber Klimaveränderungen, Waldbränden und Schädlingskalamitäten. Gleichzeitig bestehen zahlreiche Nutzungsansprüche an den Stadtwald
langfristig tragende, konsensfähige Konzepte für ein nachhaltiges Management von Körperschaftswäldern zu entwickeln gestaltet sich oft als äußerst schwierig. Dies ist vorwiegend auf die Komplexität der Herausforderungen sowie teils heftigen Konfliktlinien zwischen diversen lnteressensgruppen (Förster- vs. Jägerschaft, Amt/Politik, Naturschutz, Anlieger, Erholungssuchende, Unternehmen, etc.) zurückzuführen. Häufig fühlen sich einige zentrale Akteure zu wenig eingeblmden in kommunale Entscheidungsprozesse, was deren Legitimität und Beständigkeit angesichts des langfristigen Zeithorizonts gefährdet.
Schaubild 1: Rot markierte Fläche des Stadtwaldes von Biesenthal: ca. 1.300 ha, Kiefern vorherrschend.
Vor allem aber bleibt den Beteiligten meist unklar, welche eventuell innovativen und kreativen Handlungsoptionen es für die konkreten Kontexte bezüglich einer nachhaltigen Waldnutzung im Klimawandelkontext überhaupt gibt, und welche Potentiale, Machbarkeit und Nebenwirkungen diese Optionen aus ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Perspektive jeweils haben. Die Situation des Stadtwaldes in Biesenthal steht beispielhaft für diese vielfältigen Problemlagen der Körperschaftswälder in Brandenburg. Die Trockenheit der letzten Jahre, hohe Aufwendungen für den notwendigen Waldumbau sowie die unterschiedlichen Nutzungsansprüche warfen die komplexe Frage auf, wie der Wald in den kommenden Jahrzehnten am besten genutzt, geschützt und weiterentwickelt werden soll.
Ein innovatives, lernorientiertes Beteiligungsverfahren als Lösungsansatz
Die Stadtverordnetenversammlung (SVV) beschloss vor diesem Hintergrund einstimmig die Durchführung eines innovativen, auf einschlägiger Forschung beruhenden Beratungs- und Beteiligungsprozesses von März 2021 bis Februar 2022, in dem, verschiedene tragfähige Handlungsoptionen für die Zukunft des Biesenthaler Stadtwaldes in einem gemeinsamen Dialog erkundet werden sollten.
In einem anonymen, zweistufigen Zufallsverfahren wurde hierfür zunächst eine Gruppe von 19 freiwilligen Biesenthalerinnen und Biesenthaler ausgewählt - möglichst repräsentativ für die Biesenthaler Bevölkerung. Dieser „Bürger:innenrat" bildete den Schwerpunkt des Lern- und Beratungsprozesses, ergänzt durch Sichtweisen und das wertvolle „lokale Wissen" von relevanten lnteressensgruppen und der Stadt {SVV und Amtsverwaltung). Die zwei Prozessstränge von lnteressensgruppen und Stadt auf der einen und dem Bürger:innenrat auf der anderen Seite standen in iterativ organisiertem Austausch miteinander, um wissenschaftsinformierte Handlungsoptionen zu diskutieren und sie im lichte ihrer vielfältigen Auswirkungen auf Natur und Gesellschaft zu bewerten und ggf. wieder zu revidieren - denn der Zweck heiligt nicht die Mittel.
Das Besondere an diesem deliberativen, lernorientierten Verständigungsprozess über die Auswirkungen alternativer Handlungspfade war der starke und systematische Einbezug von unterschiedlichen Wertvorstellungen aller Beteiligten sowie von wissenschaftlicher Expertise: Ein multidisziplinäres Wald-Expertenteam der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNEE) begleitete den Prozess fachlich, zeigte Handlungsalternativen auf und vermittelte komplexes Handlungswissen auch in visualisierter Form mittels einer innovativen Tablet-App und einer virtueller Waldführung.
Ergebnis des Prozesses
Am Ende dieses schrittweisen, wohlinformierten Austausches bildete sich bei den Beteiligten ein
Konsens zur konkreten Weiterentwicklung des Stadtwaldes heraus. Der Schwerpunkt des Prozessergebnisses liegt dabei auf den Waldfunktionen Wasserschutz, Wirtschaftlichkeit und Naturschutz. Zielstellung ist im Kern ein Umbau des derzeit fast nur aus Kiefern bestehenden Stadtwaldes hin zu einem deutlich widerstandsfähigeren und nachhaltigeren Mischwald mit gemischterer Altersstruktur. Ein solcher Wald kann Risiken wie Schädlingsbefall, Waldbrand oder
klimawandelbedingten Dürren besser trotzen. Diese Zielvorgabe erfordert baldige Maßnahmen, wenngleich der Umbau auf Jahrzehnte hinaus angelegt ist. überdies sind u.a. eine Ausweitung von Naturschutzmaßnahmen vorgesehen sowie eine verbesserte Kommunikation zwischen der Stadt und ihren Bewohnern rund um das Thema Wald. Auf Grundlage der Ergebnisse des Beteiligungsprozesses erfolgte die Erarbeitung eines Waldkonzeptes für den Biesenthaler Stadtwald (siehe Anlage), der von den Stadtverordneten im Juli 2023 einstimmig bei nur einer Enthaltung beschlossen wurde. Darüber hinaus wurde als dauerhaftes Gremium ein Waldbeirat aus Vertretern der politischen Fraktionen und des Bürger:innenrates gebildet und als beratendes Gremium der Stadtverordnetenversammlung in der Hauptsatzung verankert.
Fazit
Dieser Beteiligungsprozess hat eindrucksvoll gezeigt, dass es trotz unterschiedlicher Wertvorstellungen und Sorgen möglich ist, in einem respektvollen wechselseitigen Lernprozess gemeinsam zu tragfähigen Lösungen zu kommen. Dass sich alle Akteure auf diesen ergebnisoffenen politischen Lernprozess eingelassen haben, kommt nicht nur dem Wald als Schatz für viele Generationen zugute. Es dient auch als Vorbild für unser demokratisches Miteinander. Dies kann den notwendigen Waldumbau langfristig deutlich tragfähiger machen, inhaltlich wie politisch. Dafür wurden mit dem erarbeiteten Waldkonzept und der Etablierung des Waldbeirats die Grundlagen geschaffen.
Die Stadt Biesenthal bewirbt sich mit dem abgeschlossenen Waldprozess um das Naturparkprojekt des Jahres 2024, weil der durchgeführte Beteiligungsprozess und das nachhaltige Ergebnis, auch Anregung für andere Naturparkkommunen sein kann. Das Preisgeld soll für die Umsetzung des Biesenthaler Waldkonzeptes verwendet werden.
Weiterführende Informationen
Film zum Biesenthaler Prozess (lnterviewdoku von Jonas Schatz, l0min)
Projektwebsite mit reichlich Informationen - u. a. dem SVV-Beschlusstext, Dokumentationen, dem Abschlussbericht, Waldmaterialien samt Visualisierung von Handlungsoptionen, usw.: